Forest Reserve
Kernphilosophie
Naturwaldreservate sind Waldflächen, die der natürlichen
Entwicklung des Ökosystems Wald vorbehalten sind und in
denen jede unmittelbare anthropogene Beeinflussung unterbleibt.
Sie stellen ein Rückzugsgebiet für Tier- und Pflanzenarten
dar und sind dadurch von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung.
Schlüsselbegriffe/Keywords
Artenschutz, Biotopschutz, Prozessschutz, Forschung
Protection of species, protection of habitats, protection
of ongoing processes, scientific research
Allgemeine Voraussetzungen für
eine Unterschutzstellung
Naturwaldreservate sind Gebiete, die mit Ausnahme der Jagd
vollständig der menschlichen Nutzung entzogen sind. Sie
stellen wichtige Rückzugsgebiete für viele Tier-
und Pflanzenarten dar und sind nicht zuletzt dadurch von besonderer
wissenschaftlicher Bedeutung.
Bis 2003 wurden in Österreich 180 Naturwaldreservate
mit einer Waldfläche von rund 8.300 Hektar eingerichtet.
Das sind 0,15 Prozent der österreichischen Waldfläche.
In Kärnten gibt es 43 Naturwaldreservate mit einer Gesamtfläche
von 1.780 Hektar. Ziel ist die Errichtung eines österreichweiten,
für alle Waldgesellschaften repräsentativen Netzes
von Naturwaldreservaten. Von den 125 natürlich in Österreich
vorkommenden Waldgesellschaften wurden bisher 80 in Naturwaldreservaten
erfasst (Stand 2003).
Schutzziel(e)
Vorrangiges Ziel von Naturwaldreservaten ist, die für
die betreffende Waldgesellschaft typische Biodiversität
zu erhalten. Es sollen nicht bestimmte Stadien einer Waldgesellschaft
konserviert, sondern die ungestörte Dynamik von Prozessen
jeder Art (inkl. natürlicher Störungen und Katastrophen)
in diesen Gebieten zugelassen werden.
Weitere Ziele
Erholung |
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Bildung |
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Regionalentwichlung |
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Forschung |
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Schutzbestimmungen
Das Ausmaß der Schutzbestimmungen ist unterschiedlich.
Sehr weitreichende Schutzbestimmungen hat das Land Salzburg.
Hier sind jegliche menschliche Eingriffe, einschließlich
forstliche Bewirtschaftungs- und Erschließungsmaßnahmen
(mit wenigen Ausnahmen) und auch sonstige Nutzungsformen untersagt.
Entsprechend der Zielsetzung und der Berücksichtigung
bereits bestehender Reservate und Forschungsergebnisse werden
drei Kategorien von Naturwaldreservaten unterschieden.
- Standardreservate müssen eine ausreichende Größe
aufweisen, um den vollständigen Waldentwicklungszyklus
nachhaltig repräsentieren zu können. Das Monitoring-Grundprogramm
besteht aus Vegetationskartierung und Stichprobennetz und
dient der langfristigen Beobachtung und Dokumentation der
Waldentwicklung.
- Schwerpunktreservate werden für besondere Waldstandorte
und Waldgesellschaften eingerichtet. Sie eignen sich für
spezifische Forschungsziele oder interdisziplinäre
Forschungsprogramme. Reservate, die sich speziell für
Informations- und Bildungsmaßnahmen für Besucher
eignen, fallen ebenfalls in diese Kategorie.
- Naturwaldzellen stellen eine Sonderform von Naturwaldreservaten
dar. Sie sind kleinräumige Gebiete, die Mindestgröße
liegt bei rund einem Hektar. In erster Linie dienen sie
als charakteristische oder seltene Beispielbestände
der natürlichen Waldgesellschaften, haben aber auch
die Funktion der Vernetzung von Lebensräumen.
Monitoring und Berichtspflicht
In eingerichteten Naturwaldreservaten erfolgt eine laufende
Kontrolle.
Abgrenzung zu anderen Schutzgebietskategorien
Die strengen Schutzbestimmungen und die Ausrichtung auf Forschung
sind ähnlich wie in Schutzgebieten der IUCN-Kategorie
Ia. Naturwaldreservate umfassen jedoch ausschließlich
Waldgebiete. Sie sind meist kleinräumiger ausgebildet,
nicht unbedingt von internationaler Bedeutung und auch nicht
notwendigerweise in gesetzlicher Form verankert.
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