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International
Predicate: Ramsar-Site
Kernphilosophie
Ramsar-Gebiete sind Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung.
Diese Gebiete stellen wertvollen Lebensraum für regional
oder international seltene, bedrohte oder gefährdete Wat-
und Wasservögel, Pflanzen- und Tiergesellschaften oder
für eine große Anzahl davon dar.
Schlüsselbegriffe/Keywords
Artenschutz, Habitatschutz, Feuchtgebiet, Forschung
Species protection, habitat protection, wetland, scientific
research.
Allgemeine Voraussetzungen für
eine Unterschutzstellung
Gebiete, die in die Liste der Feuchtgebiete von internationaler
Bedeutung aufgenommen werden, erfüllen Kriterien, die
sich auf die ökologische, botanische, zoologische, limnologische
und hydrologische Wertigkeit der Gebiete beziehen.
Feuchtgebiete im Sinne des Übereinkommens sind Feuchtwiesen,
Moor- und Sumpfgebiete oder Gewässer, die dauernd oder
zeitweilig, stehend oder fließend, Süß-,
Brack- oder Salzwasser führend sind, einschließlich
von Meeresgebieten, die eine Tiefe von sechs Metern bei Niedrigwasser
nicht übersteigen.
Wat- und Wasservögel im Sinne des Übereinkommens
sind Vögel, die von Feuchtgebieten ökologisch abhängig
sind.
Aus den „Kriterien von Montreux“ (gekürzte
Form): Das für die „Liste international bedeutender
Feuchtgebiete“ genannte Gebiet muss zumindest einem
der folgenden Kriterien entsprechen.
Ein Feuchtgebiet gilt als international bedeutend, wenn
- es repräsentative, seltene oder einzigartige Beispiele
von natürlichen oder naturnahen Feuchtgebietstypen
innerhalb der entsprechenden biogeographischen Region aufweist,
- es gefährdete, stark gefährdete Arten oder
vom Aussterben bedrohte ökologische Gemeinschaften
beherbergt,
- es Populationen von Pflanzen- und/oder Tierarten beherbergt,
die für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in
der jeweiligen Region von Bedeutung sind,
- es Pflanzen- und/oder Tierarten in einem kritischen Stadium
ihrer biologischen Entwicklungszyklen beherbergt oder als
Lebensraum bei ungünstigen Bedingungen dient,
- es regelmäßig 20.000 Wasser- und Watvögel
beherbergt.
Schutzziel(e)
Der nachhaltige Schutz und die Nutzung von Feuchtgebieten
(„wise use“) ist das internationale Schutzziel.
Vier Hauptbereiche sind von den Vertragsparteien umzusetzen:
1. Schutz von Feuchtgebieten
2. Förderung der internationalen Zusammenarbeit beim
Schutz von Feuchtgebieten
3. Förderung des Informationsaustausches über Feuchtgebietsschutz
und
4. Unterstützung der Arbeit der Konvention
In Abständen von höchstens drei Jahren wird eine
Konferenz der Vertragsparteien abgehalten, die die Einhaltung
des Übereinkommens überwachen und unterstützen
soll. Die letzte Vertragsstaatenkonferenz fand 2002 in Valencia
statt.
Weitere Ziele
Erholung |
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Bildung |
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Regionalentwichlung |
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Forschung |
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Schutzbestimmungen
Eigentlich erfordert die Auflage des nachhaltigen Schutzes
der ausgewiesenen inter-nationalen Feuchtgebiete eine nationale
Unterschutzstellung. In Österreich ist diese Unterschutzstellung
durch die Naturschutzkompetenz der Länder nicht einheitlich
geregelt und daher bisher auch nicht in allen Bundesländern
umgesetzt.
Die Ramsar-Konvention als höchstrangiger Schutz für
nationale Feuchtgebiete wird durch die Inhalte diverser EU-Richtlinien
bereits übertroffen. Dennoch kommt den „Feuchtgebieten
von internationaler Bedeutung“ durch die Ausweisung
als Ramsar-Gebiet höhere Aufmerksamkeit bzw. Akzeptanz
und damit verstärkte Pflege sowie wissenschaftliche Betreuung
zu.
Monitoring und Berichtspflicht
Das Nationale Ramsar-Komitee erstellt einen Bericht über
die aktuelle Lage der ausgewiesenen Ramsar-Gebiete, der bei
der Vertragsstaatenkonferenz aufgelegt werden muss. Die Koordination
des Nationalen Komitees liegt in Österreich beim Lebensministerium.
Mitglieder des Komitees sind darüber hinaus neun Bundesländervertreter
aus den zuständigen Naturschutzbehörden und NGOs
(BirdLife, Naturschutzbund, u. a.).
Abgrenzung zu anderen Schutzgebietskategorien
Ramsar-Gebiete fallen unter den Schutz eines internationalen
Abkommens, dessen Nichtbeachtung gerichtlich kaum exekutierbar
ist. Die Achtung der Verpflichtungen des Abkommens ist somit
ein freiwilliges und moralisches Unterfangen. Die wenigstens
alle drei Jahre stattfindende Vertragsstaatenkonferenz, bei
der die nationalen Berichte vorliegen müssen, unterstreicht
die Bedeutung der Konvention und setzt Länder, die gegen
die Konvention verstoßen haben, öffentlichem Druck
und Tadel aus. Diese außergerichtlichen administrativen
Mechanismen sollten nicht gering geschätzt werden.
Es handelt sich damit trotz schwacher rechtlicher Implementierung
um eine vergleichsweise sehr wirksame Schutzgebietskategorie
für international bedeutende, sensible Habitate.
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